Ein Reisebericht von Vereinspräsidentin Laura Just
Vor einigen Wochen sind mein Freund Olivier und ich von unserem Burundiaufenthalt zurückgekehrt und es ist höchste Zeit, dass ich einige Eindrücke mit euch teile… Seit meiner letzten Burundi Reise haben viele politische Unruhen das Land erschüttert. Die Spuren davon waren bei unserem Besuch allgegenwärtig: Papa Kévin, ein Nachbar des Schwesternordens, hat infolge der Wirtschaftskrise seinen Job in einer Kaffeefabrik verloren. Zusammen mit seiner Frau muss er zur Zeit nicht nur für die vier leiblichen Kinder, sondern auch für sieben Waisenkinder sorgen.
Schulkindern wird neuerdings seitens der Regierung vorgeschrieben, wie sie das Haar zu tragen haben – die in Burundi so bekannten Zöpfe und Flechtfrisuren sind nicht mehr erlaubt – sowohl Mädchen als auch Buben müssen ihr Haar kahl rasieren. Studenten und Studentinnen haben nach ihrem Studienabschluss grosse Schwierigkeiten eine Anstellung zu finden. Der Beitritt zur Partei des Präsidenten würde die Suche jedoch erheblich erleichtern… Dies sind nur wenige Beispiele, für die Folgen der politischen Unruhen während den vergangenen Jahren. Unter diesen erschwerten Bedingungen führen Schwester Godelive und ihr Orden die wertvolle Arbeit mit den Waisenkindern unermüdlich, mit viel Liebe und Geduld, weiter. Nach dem Morgengebet gilt ihre Aufmerksamkeit den ganzen Tag den Kindern; Sie machen die Kinder für die Schule bereit, verbringen danach mehrere Stunden täglich auf den Feldern um die Ernährung zu gewährleisten, unterstützen später die Waisenkinder bei den Hausaufgaben und sind ihnen zudem stets liebevolle Zuhörer und Vertrauenspersonen. Besonders beeindruckt hat mich, wie Schwester Godelive und ihre Ordensschwestern nicht nur allen schulischen oder medizinischen Bedürfnissen von über 300 Waisenkindern der Kezakimana-Aufnahmezentren gerecht zu werden versuchen, sondern wie sie auch die Lebensgeschichte jedes Einzelnen kennen und bemüht sind, sehr individuell auf jedes Kind einzugehen. Da ist beispielsweise der kleine Eric, der von seiner Mutter kurz nach der Geburt unter der Erde vergraben wurde, weil sie keinen Weg sah, für ihn zu sorgen. Mit viel Glück wurde er zwei Tage später gefunden und wird jetzt von den Ordensschwestern gesund gepflegt. Es sind aber auch die 5- jährige Neyra und ihre kleine Schwester Ange, die von ihrer Mutter kurz nach der Geburt verlassen wurden und deren Vater unbekannt ist. Neyra wurde diesen Sommer eingeschult, Ange besucht den internen Kindergarten im Kezakimana-Aufnahmezentrum. Oder auch die 9-jährige Gaella, deren Mutter bei der Geburt 12-jährig war und die nicht für Gaella sorgen konnte, weshalb Schwester Godelive nicht nur Gaella, sondern auch ihre Mutter bei sich aufgenommen hat. Ihre Mutter hat mittlerweile die Schule abgeschlossen, Gaella besucht die 5. Primarklasse. Der Höhepunkt unserer Reise war, dass wir die Gelegenheit erhalten haben, der Präsentation der Bachelorarbeit und somit dem Abschluss des Studiums von Jaqueline Kwizera beizuwohnen. Jaqueline Kwizera wuchs im Kezakimana Waisenzentrum von Gitega auf. Seit Beginn unserer Vereinstätigkeit unterstützen wir Jaqueline bei der Verfolgung ihres grossen Traums, Krankenschwester zu werden. Nun, bei ihrem Studienabschluss dabei sein zu können, erfüllte uns mit Stolz und auch Dankbarkeit – schliesslich war dies nur dank der Unterstützung von Ihnen allen, liebe Vereinsmitglieder, möglich. Unser Besuch in Burundi hat uns einmal mehr gezeigt, dass wir mit unserem Engagement auf dem richtigen Weg sind. Junge motivierte und gebildete Menschen wie Neyra, Gaella und Jaqueline sind schließlich Burundi’s Hoffnung auf eine bessere wirtschaftliche und politische Zukunft. Zu wünschen wäre, dass eines Tages nicht mehr so viele Kinder auf die Hilfe von Schwester Godelive und ihrem Orden angewiesen sind. Wir melden uns bald wieder mit weiteren News aus Burundi, noch mehr Bildern und vielen tollen Erfolgsgeschichten.
Bleibt also gespannt! Merci – Murakoze cane für eure Unterstützung! Laura Just